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WAS IST EIGENTLICH DIE SEELE?

Bevor ich mich der Frage nach den Seelenanteilen widme, möchte ich einen Moment innehalten und die Seele als Ganzes betrachten. Die Frage nach dem Wesen der Seele berührt große Mysterien, die die Philosophinnen, Mystiker, Wissenschaftlerinnen seit Jahrhunderten beschäftigen. Und doch bleibt sie letztlich unbeantwortbar. Nicht mit dem Kopf. Aus meiner Sicht auch nicht mit Gefühl oder Intuition. Manche Dinge entziehen sich unserem Verstand und fordern uns auf, einfach mit ihnen zu sein.

Ich möchte dir beschreiben, wie ich die Seele wahrnehme:

Für mich hat sie einen klaren, unveränderlichen Kern. Sie ist ewig, unzerstörbar, jenseits von Raum und Zeit. Sie fühlt sich an wie eine Verdichtung des Großen Geistes, der sich voller Neugier und Lebendigkeit in unterschiedlichste „Abenteuer“ stürzt.

Die Seele ist niemals getrennt vom Großen Ganzen. Sie kann sich inkarnieren, muss es aber nicht. Denn sie ist zutiefst frei.

Sie durchströmt und umgibt unseren Körper, hält ihn lebendig. Und um bestimmte Erfahrungen in einer Inkarnation zu machen, kann sie „Energiepakete“ aus sich herausnehmen oder auch wieder in sich aufnehmen.

Wenn eine Seele Anteile von sich selbst verliert oder sie freiwillig hergibt, entstehen Lücken. Löcher, in die sich fremde Energien setzen können. Und das tun sie oft auch.

Solche energetischen „Einbrüche“ können einen Menschen oder auch ein Tier schwächen. Sie können sich in vielerlei Form zeigen. Der Mensch kann krank werden, sowohl innerlich als auch äußerlich oder beides.

Doch lass mich dir das genauer erklären.

WIE KÖNNEN WIR SEELENANTEILE VERLIEREN?

Menschen verlieren Seelenanteile – oder geben sie freiwillig her. Die folgenden Situationen kenne ich aus eigener Erfahrung.

TRAUMATISIERENDE ERFAHRUNGEN IN DER KINDHEIT, JUGEND ODER IM ERWACHSENENALTER

In unserer Kindheit, oder auch später, können wir so tief verletzende Erfahrungen machen, dass ein Teil der Seele sich abspaltet, um uns zu schützen.

Manche Ereignisse, gerade wenn sie sich über längere Zeit erstrecken, werden so vollständig abgekapselt, dass wir uns als Erwachsene nicht einmal mehr daran erinnern können. Die Psychologie nennt das Verdrängung.

Diese Abspaltung ist in dem Moment ein Überlebensmechanismus – eine Schutzfunktion der Seele. Denn häufig haben wir in der akuten Situation weder die Kraft noch die Mittel, mit dem Erlebten umzugehen. Gerade als Kind fehlt uns noch die innere Struktur, die es braucht, um eine tiefe Verletzung direkt zu integrieren. Und auch später im Leben ist oft ein geschützter Raum sowie liebevolle, verständnisvolle Begleitung nötig, um Heilung überhaupt möglich zu machen.

(In der Psychologie spricht man hier oft von abgespaltenen Persönlichkeitsanteilen – in meiner Arbeit nenne ich sie Seelenanteile.)

TRAUMATISIERENDE ERFAHRUNGEN IN FRÜHEREN INKARNATIONEN

Aus schamanischer Sicht sind wir unsterbliche Seelen, die sich immer wieder inkarnieren können und es auch tun.

Unsere menschliche Vergangenheit ist erfüllt von Erfahrungen wie Armut, Krankheit, Folter, Krieg und vielem mehr. All das sind Situationen, in denen Seelenanteile verloren gehen können. Und dieser Verlust endet nicht zwangsläufig mit dem Tod. Ein Seelenanteil kehrt nicht automatisch am Ende einer Inkarnation zurück.

Solche traumatisierenden Erfahrungen in früheren Leben können prägende Spuren hinterlassen und sogar zu Entscheidungen der Seele führen, die unser Erleben in späteren Inkarnationen stark beeinflussen.

Ein Beispiel aus meiner Praxis zeigt sehr anschaulich, wie sich traumatisierende Erfahrungen aus früheren Leben auf das heutige Leben auswirken können:

Ein Beispiel aus meiner Praxis zeigt sehr anschaulich, wie sich traumatisierende Erfahrungen aus früheren Leben auf das heutige Leben auswirken können:

Vor einigen Jahren kam eine junge Frau zu mir in die Praxis. Sie war damals Mitte dreißig und hatte plötzlich, ohne ersichtlichen Grund, große Angst, ihre Beine zu verlieren.

Als ich mich für sie auf die schamanische Reise begab, zeigte sich ein früheres Leben im Mittelalter: Sie war eine gebildete Frau, konnte lesen und schreiben – etwas, das zu jener Zeit hochgefährlich war.

Mit Mitte dreißig wurde sie der Inquisition übergeben, gefoltert und verlor im Zuge dessen ihre Beine. Schließlich starb sie.

Die Seele entschied sich in den folgenden Inkarnationen für Unauffälligkeit, für „Dummheit“, um sicher zu sein. Der Seelenanteil, der mit der Intelligenz dieses früheren Lebens verbunden war und zu Folter und Tod geführt hatte, wurde abgespalten.

In ihrem heutigen Leben wollte sie diesen Anteil zurückholen. Sie hatte sich also wieder als kluge, selbstbewusste Frau inkarniert. Und mit Mitte dreißig, in genau dem Alter von damals, meldete sich die alte Angst. Ein Teil von ihr erinnerte sich: Es ist gefährlich, weiblich, intelligent und dreißig zu sein.

Durch die Rückholung der Erinnerung und des abgespaltenen Seelenanteils konnte sie sich befreien. Die Angst verschwand und sie erkannte: Heute kann sie klug sein, denn sie ist sicher.


VERSCHENKEN VON SEELENANTEILEN

Manchmal lieben wir Menschen so sehr, dass wir ihnen ganz unbewusst Teile unserer Seele schenken. Wir wollen, dass es ihnen so gut wie nur möglich geht. Dieses Geben geschieht aus Liebe. Und doch kann es Folgen haben.

Wenn wir später von diesem Menschen getrennt sind, etwa, weil unser Kind erwachsen wird und seinen eigenen Weg geht, beginnen oft die Probleme. Wir können nicht loslassen, fühlen uns traurig, kraftlos oder leer. Manchmal greifen wir zu Ersatzbefriedigungen, um das innere Loch zu füllen.

Gleichzeitig spürt auch das Kind die Wirkung: Es kann sich selbst nicht vollständig finden, hat Schwierigkeiten, seinen Platz im Leben einzunehmen. Es trägt etwas, das nicht zu ihm gehört – einen Anteil von uns. Und dieser Anteil wirkt wie eine fremde Besetzung.

Verstandesmäßig mögen wir wissen, dass es Zeit ist, loszulassen. Doch emotional gelingt es einfach nicht. Der Grund ist oft: Wir hängen nicht so sehr am Kind selbst, sondern an dem Teil von uns, der bei ihm geblieben ist. (Das geschieht übrigens auch oft im Zusammenhang mit Verstorbenen. Wir schaffen es innerlich nicht, sie wirklich gehen zu lassen – nicht nur aus Trauer, sondern weil ein Teil von uns bei ihnen geblieben ist.)

Und das ist verständlich. Denn dieser Teil gehört zu uns. Es ist gesund und wichtig, ihn wieder zu uns zurückzuholen.

Ähnliche Dynamiken können auch in Paarbeziehungen entstehen, vor allem, wenn wir uns in der Liebe selbst ein Stück vergessen haben.

Für mich gehört es zur regelmäßigen Seelenhygiene, diese unbewusst getauschten Anteile achtsam wieder zurückzutauschen.

Manchmal fühlt es sich wie Liebe an, wenn wir geben. Doch Liebe, die aus einem inneren Mangel kommt, kostet uns selbst zu viel.

Wahre Liebe fließt aus der Fülle. Nicht aus einem Zuwenig, das sich opfert, sondern aus einem Zuviel, das überläuft.

Hier auf der Erde sind nicht sehr viele Menschen so gefüllt wie z.B. Mutter Maria. Doch wir können auf dem Weg dahin sein. So mag es oft auch eine Mischung sein, aus der heraus wir schenken: einem gut genährten Anteil und einem, der vielleicht auch selbst noch etwas braucht.

Wir dürfen uns unsere Anteile wiederholen – nicht aus Egoismus, sondern aus Selbstliebe. Damit das, was wir geben, wirklich Liebe sein kann.


DIEBSTAHL VON SEELENANTEILEN

Es gibt Menschen, die viele „Löcher“ in ihrer Seele tragen. Das sind wie offene Stellen, an denen ihnen etwas fehlt.

Ganz gleich, ob es sich um ein Elternteil, ein Kind, Kolleginnen oder Fremde handelt: Wenn jemand stark erschöpft oder leer ist, kann es unbewusst geschehen, dass er sich bei einem anderen Menschen bedient und sich einen Seelenanteil „stiehlt“.

Auch dieser Vorgang geschieht in der Regel völlig unbewusst. Weder derjenige, der nimmt, noch derjenige, der etwas verliert, merkt es sofort.

Doch irgendwann zeigt es sich: Der oder die Bestohlene fühlt sich kraftlos, müde, vielleicht sogar krank. Etwas fehlt ohne erkennbaren Grund.

Manchmal äußert sich dieser Verlust jedoch nicht in Schwäche oder Erschöpfung, sondern in einem auffälligen „Zuviel“: übermäßiger Aktivität, ständiger Betriebsamkeit oder dem inneren Drang, etwas besonders gut machen zu müssen.

Auch das kann ein Hinweis sein, dass ein Teil von uns fehlt und wir unbewusst versuchen, diese Lücke mit Leistung, Kontrolle oder Aufmerksamkeit zu füllen.

DAS BEWUSSTE ABLEGEN VON SEELENANTEILEN, UM BESTIMMTE ERFAHRUNGEN ZU MACHEN

Eines Morgens kamen meine Geister zu mir und brachten auf einer Bahre etwas, das aussah wie eine mumifizierte Leiche.

Sie sagten mir, das sei ein Anteil von mir, den ich vor langer Zeit in Ägypten bewusst abgelegt habe. Er trug ein Wissen in sich, das mir in den folgenden Inkarnationen hinderlich gewesen wäre. Doch jetzt in diesem Leben, zu diesem Zeitpunkt sollte ich ihn wieder aufnehmen. Und zwar ganz: indem ich mich in diesen Anteil hineinlege, um mit ihm zu verschmelzen.

Ehrlich gesagt fand ich den Gedanken ziemlich eklig, mich in einen so mumifiziert wirkenden Teil von mir selbst zu legen! Und doch tat ich es. Und während ich mich hineinlegte, spürte ich, wie ich mit dem alten Wissen wieder eins wurde.

Dieses Wissen hat sich nach und nach in mir entfaltet. Es war nicht so, dass ich plötzlich „erleuchtet“ gewesen wäre. Vielmehr war es ein stiller, langsamer Prozess des Erinnerns, Integrierens und Reifens. Wie ein inneres Blühen, das seinen ganz eigenen Rhythmus hat.

WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT DAS FEHLEN VON SEELENANTEILEN?

Ich habe schon mehrfach beschrieben, dass der Verlust von Seelenanteilen dazu führen kann, dass wir müde, kraftlos oder sogar krank werden. Doch es gibt noch weitere Auswirkungen. Manche sind offensichtlich, andere eher subtil. Ich möchte hier etwas ausführlicher darauf eingehen.

  • Wir können hyperaktiv werden, ständig in Bewegung sein und dabei das Gefühl haben, neben uns zu stehen, nicht ganz in uns zu sein.
  • Wir fühlen uns unverbunden, einsam, leer selbst inmitten anderer Menschen.
  • Es fällt uns schwer, uns an bestimmte Erlebnisse zu erinnern, als wären Teile unserer Geschichte wie ausgelöscht.
  • Unsere Fähigkeit zu fühlen, ist eingeschränkt. Manchmal spüren wir uns selbst kaum noch.
  • Unsere Intuition funktioniert nicht mehr richtig. Wir wissen nicht mehr, was uns guttut.
  • Bestimmtes Wissen, das uns eigentlich zur Verfügung stehen sollte, scheint verschwunden.
  • Fremde Energien oder auch andere Wesenheiten können sich in die offenen Stellen unseres Seelensystems setzen.

Manchmal holen wir uns solche fremden Energien auch ganz unbewusst selbst ins System in dem Versuch, etwas in uns aufzufüllen, das fehlt. In solchen Momenten werden wir selbst zu Diebin oder Dieb. Auch das geschieht in der Regel nicht aus Bosheit, sondern aus innerem Mangel.

Und manchmal erleben wir etwas in uns als „fremd“, das in Wahrheit ein Teil von uns selbst ist: ein verdrängter Aspekt, den wir nicht in unser Selbstbild integrieren konnten oder wollten. Wut, Hass, Neid oder andere „verbotene“ Gefühle können sich dann wie eine Fremdbesetzung anfühlen, obwohl sie in Wahrheit zu uns gehören. Auch sie wollen gesehen und angenommen werden.


  • Wir geraten immer wieder in dieselben Muster oder schwierigen Lebenssituationen, selbst dann, wenn wir bewusst etwas verändern wollen. Manchmal sogar dann, wenn wir bereits in psychotherapeutischer Begleitung sind.

Diese Symptome sind Hinweise. Sie wollen uns nicht erschrecken – sie wollen uns aufmerksam machen: Etwas fehlt. Und es darf zurückkehren. (Manche dieser Symptome werden in der Psychologie als Folge von Trauma, Stress oder Dissoziation erklärt. Ich beschreibe sie aus schamanischer Sicht als Hinweise auf fehlende Seelenanteile.)

WIE KOMMEN SEELENANTEILE ZURÜCK?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Seelenanteile wieder zu uns zurückfinden können. Nicht jeder Rückholprozess muss aktiv begleitet werden. Manchmal geschieht er ganz von selbst.

DER SEELENANTEIL KOMMT SPONTAN UND SELBSTÄNDIG ZURÜCK

In manchen Fällen kehrt ein Seelenanteil ganz spontan und von alleine zurück. Vielleicht haben wir in der Zwischenzeit einfach erlebt und erfahren, was es zu erfahren gab. Wir haben das gelernt, was gelernt werden wollte und damit ist diese Erfahrung vollständig.

Es muss nichts weiter getan werden. Kein Eingreifen, kein bewusstes Aufarbeiten, die Erfahrung ist rund. Und der Anteil kann nach Hause kommen.

WIR BITTEN DARUM, DASS EIN SEELENANTEIL WIEDER ZURÜCKKOMMEN MÖGE

Manchmal braucht es nicht viel außer eine klare, liebevolle innere Bitte: „Möge dieser Seelenanteil zu mir zurückkehren.“

Diese Form der Rückholung funktioniert in der Regel besonders gut, wenn der Anteil freiwillig gegeben wurde etwa an einen geliebten Menschen. In solchen Fällen ist es ein wenig wie energetisches Aufräumen: das Zurückholen dessen, was zu uns gehört, aber woanders geblieben ist.

Auch wenn wir ein Trauma bereits psychologisch aufgearbeitet haben, kann dieser Weg hilfreich sein. Dann geht es nicht mehr um emotionale Heilung, sondern um das „technische“ Zurückkehren des Anteils, darum, dass er seinen Platz in unserem System wieder einnehmen darf.

EIN ANDERER MENSCH HOLT DEN SEELENANTEIL ZURÜCK

Das Zurückholen von Seelenanteilen ist eine der Kernaufgaben schamanischer Arbeit.

Der Schamane bittet die Geister um Führung und Schutz und begibt sich auf die Reise in die nicht-alltägliche Wirklichkeit. Dort nimmt er Kontakt auf mit dem Seelenanteil selbst, mit anderen Seelen, die ihn vielleicht festhalten, und mit Wesenheiten, die sich möglicherweise in das entstandene Seelenloch gesetzt haben. Denn auch diese müssen bereit sein zu gehen, damit der Anteil wieder heimkehren kann.

In der Regel sind alle Beteiligten offen für die anstehende Veränderung, sonst wäre der Mensch meist nicht an diesem Punkt angelangt.

Manchmal braucht ein Seelenanteil noch eine klare, liebevolle Bestätigung von seinem Menschen: „Ich bin jetzt bereit, dich zu empfangen – mit allem, was du mitbringst.“ Besonders dann, wenn der Anteil starke Gefühle wie Wut, Trauer oder Scham in sich trägt. Diese wollen sicher sein, dass sie willkommen sind. Unter Umständen braucht es dann psychotherapeutische Begleitung, damit diese Gefühle integriert werden können.

In meiner Erfahrung verlaufen diese Prozesse fast immer friedlich. Wirklich kämpfen musste ich noch nie – und habe ich auch nicht vor. In meiner schamanischen Weltsicht gibt es keine Feinde im klassischen Sinne.
Doch es gibt Anteile in uns, die sich „böse“ anfühlen, weil sie destruktiv handeln: voller Wut, Kontrolle oder sogar Lust an Schmerz. Und auch diese Anteile gehören zu uns. Sie sind Teil unseres Dunkels.

Aber selbst in diesen scheinbar finsteren Kräften liegt eine tiefere Liebe – die Liebe zur Erfahrung.
Denn als Seele wollten wir das Dunkel erfahren. Wir wollten wissen, wie Trennung sich anfühlt. Wir wollten in unseren vielen Inkarnationen auch diese Räume betreten, nicht aus Irrtum, sondern aus Schöpfungswille.

Und genau deshalb verdient auch das Dunkle in uns Anerkennung. Es war Teil unseres Weges. Es hat unsere Wünsche Wirklichkeit werden lassen – auf seine Weise.

Im Grunde ist eine Schamanin eine Diplomatin zwischen den Welten und in uns selbst. Sie lauscht, verhandelt, klärt und räumt das energetische Chaos auf. Mit Herz, mit Respekt und in tiefer Verbindung mit dem, was ist.

Das Kinderzimmer der Seele

Ich habe immer wieder das Bild, dass wir über viele Jahrtausende wie Kinder ein bestimmtes Spiel gespielt haben: etwas wie Räuber und Gendarm.

Dabei haben wir alles aus den Regalen und Schubladen geholt, was die Schränke im Kinderzimmer hergegeben haben: Puppen, Bauklötze, Verkleidungen, alte Geschichten, Rollen, Gefühle, Dramen.

Jetzt haben wir keine Lust mehr, uns gegenseitig die Köpfe einzuhauen. Wir wollen ein anderes Spiel spielen. Vielleicht sogar eines, das wir gerade erst erfinden.

Und damit das möglich ist, brauchen wir Raum. Doch dafür müssen wir aufräumen. All das, was noch herumliegt, muss an seinen Platz zurück. Nicht aus Strafe. Nicht, weil etwas falsch war. Sondern, weil es Zeit ist.

Wenn das alte Spiel nicht mehr im Weg liegt, stehen uns alle Möglichkeiten offen. Dann haben wir ein freies Feld für das Neue, das wir als Seele als Nächstes erfahren wollen.


WAS GESCHIEHT, WENN EIN SEELENANTEIL WIEDER ZURÜCK GEKOMMEN IST?

Oft bringt ein zurückkehrender Seelenanteil eine Bitte mit. Etwas, das ihm hilft, wieder heimisch zu werden. Manchmal sind es kleine Gesten und manchmal tiefergehende Rituale.

Es kann sein, dass ein Anteil möchte, dass wir uns jeden Morgen vor den Spiegel stellen und sagen: „Ich liebe mich. Ich nehme mich an.“ Ein anderer bittet vielleicht darum, dass wir ein altes Foto sichtbar aufstellen als Zeichen der Erinnerung. Oder, wie in meinem Fall: Ein zurückgekehrter Anteil wünschte sich, dass ich eine bestimmte Art von Süßigkeit esse, eine Weile lang, ganz bewusst.

Diese Wünsche mögen auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. Doch sie sind Ausdruck dessen, was der Anteil braucht, um sich wieder sicher und willkommen zu fühlen.

Und was auch immer es ist, wir sollten es mit Liebe tun. Denn damit sagen wir: „Du darfst wieder zu mir gehören. Ich bin bereit, ganz zu sein.“

Mit den Seelenanteilen kehren nicht nur Energie und Lebendigkeit zurück, sondern auch Gefühle, Fähigkeiten und innere Kräfte. Es kann sich anfühlen wie ein Arm, der lange verschwunden war und mit dem zu leben wir wieder lernen müssen. Integration ist ein Prozess.

Manche Anteile bringen auch Erinnerungen mit. Bilder, Empfindungen oder innere Szenen aus der Zeit, als sie sich von uns getrennt haben. In solchen Fällen kann es wichtig sein, das Erlebte auch auf psychologischer Ebene zu verarbeiten mit Geduld, Unterstützung und in einem geschützten Rahmen.

Wenn ein solcher Seelenanteil zu uns zurückkommt, dann sind wir in der Regel in der Lage dazu, diese Dinge zu verarbeiten. Sollte die Zeit dafür noch nicht gekommen sein, sollten wir mit dem Verarbeiten jetzt noch überfordert sein, bleibt der Anteil in sicherer Distanz. Dann gilt es zunächst, die inneren Voraussetzungen zu schaffen: liebevoll und in unserem Tempo.

WENN EIN SEELENANTEIL WIEDER ZU UNS GEHÖRT …

… dann verändert sich etwas. Oft spürbar und manchmal leise und subtil.

Wir fühlen uns:

  • vollständiger, als hätte etwas Wesentliches seinen Platz wieder eingenommen
  • mehr in uns selbst und tiefer verbunden mit dem Leben
  • leichter – weil alte Ängste sich lösen
  • freier in unseren Entscheidungen
  • kreativer – weil neue Räume in uns aufgehen

HÄUFIGE FRAGEN ZUR SEELENRÜCKHOLUNG

Was genau ist ein Seelenanteil?

Ein Seelenanteil ist ein Teil unserer Lebenskraft, unseres Wesenskerns. Wenn wir sehr schmerzhafte oder überwältigende Erfahrungen machen, kann sich ein solcher Teil von uns trennen – zum Schutz. In der schamanischen Arbeit sprechen wir dann vom „Verlust eines Seelenanteils“.

Woran erkenne ich, ob mir ein Seelenanteil fehlt?

Vielleicht fühlst du dich leer, müde oder „nicht ganz bei dir“. Vielleicht gerätst du immer wieder in dieselben belastenden Situationen oder du spürst, dass dir eine bestimmte Kraft oder Fähigkeit fehlt. Solche Hinweise können auf fehlende Seelenanteile hindeuten.

Ist das dasselbe wie ein Persönlichkeitsanteil?

In der Psychologie spricht man oft von abgespaltenen Persönlichkeitsanteilen. Schamanisch betrachtet ist es ähnlich, doch wir sprechen von Seelenanteilen, weil wir mit der Seele selbst arbeiten, nicht „nur“ mit mentalen oder emotionalen Strukturen. Zudem arbeiten Schamanen inkarnationsübergreifend.

Kann ich meine Seelenanteile selbst zurückholen?

Ja, manchmal genügt eine klare, liebevolle innere Bitte. Besonders, wenn du einen Anteil freiwillig verschenkt hast. In tiefer liegenden oder traumatischen Fällen kann es jedoch sinnvoll sein, dich von einem Menschen, dem du vertraust, begleiten zu lassen.

Wie läuft eine schamanische Seelenrückholung ab?

Ich begebe mich für dich auf eine schamanische Reise, bitte um Führung und Schutz und folge den Spuren deiner Seele. Ich trete in Kontakt mit dem Anteil selbst und mit allem, was ihn noch zurückhält. Dabei kämpfe ich nicht, sondern verhandele in Liebe und Respekt.

Ist Seelenrückholung gefährlich?

Nein. Eine liebevoll und achtsam durchgeführte Seelenrückholung ist kein riskanter Eingriff, sondern eine tief befreiende und berührende Erfahrung. Nur das, was jetzt bereit ist, wird zurückkehren. Alles andere wartet liebevoll auf seinen Moment.

Was passiert, wenn ein Seelenanteil zurückkommt?

Du fühlst dich vollständiger, präsenter, verbundener. Manchmal bringt der Anteil auch Gefühle oder Erinnerungen mit. Dann kann es hilfreich sein, gut für dich zu sorgen und dich ggf. auch psychotherapeutisch begleiten zu lassen. Du wirst spüren, was du brauchst.

Kann ein Seelenanteil auch wieder verloren gehen?

Ja, wenn wir uns selbst über längere Zeit vernachlässigen, kann sich ein Anteil erneut zurückziehen. Doch je bewusster du mit dir selbst umgehst, desto mehr wächst deine innere Stabilität. Und desto sicherer fühlen sich deine Anteile bei dir.

Gerne begleite ich dich beim behutsamen „Einsammeln“ deiner Seelenanteile.

Mit Herz und Erfahrung,

Tanja Richter


Über die Autorin:

Tanja Richter begleitet Menschen dabei, in die Tiefe ihres Wesens einzutauchen, sich selbst liebevoll zu begegnen und in Verbindung mit der geistigen Welt zu wachsen. Ihre Arbeit ist geerdet, klar und schöpft aus jahrzehntelanger Erfahrung mit schamanischen Wegen, spiritueller Praxis und innerer Meisterschaft.

Erfahre mehr über Tanja Richter und ihre Arbeit auf ihrer neuen Website:


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